Die Bereitung des Meths
Rezept aus dem Jahre 1808
Zutaten:

1 Teil Honig
8 Teile Wasser
etwas Saffran
Zimt, Muskatblüte, Nüsse, Nelken, Ingwer, Kardamomen, Galgant

Rezept:

Da dieses Rezept sehr leicht verständlich ist, wurde der Text ohne Änderung übernommen.

Der Meth ist ein sehr gesundes Getränk, und hat auch manche medicinische Kräfte, denn er dient gegen den Schwindel und den Schlag, benimmt den kalten trockenen Husten, zertheilt den Schleim, reinigt die Nerven, vertreibt den Stein und andere schädliche Anhäufungen im Körper, und ist auch denen, welchen Wein zu trinken verboten ist, sehr heilsam. Er ist ein aus Wasser und Honig gekochtes Getränk.

Die Hundstage werden für die beste Zeit zur Bereitung dieses Getränks gehalten. Die gemeine Bereitungsart ist die, daß man einen Theil Honig auf acht Theile Wasser vermischt, solches in einem Kessel bey gelindem Feuer sieden läßt und es abschäumt, sobald sich etwas aufwirft, und dieses solange, bis die Mischung anfängt klar zu werden. Will man den Meth bald trinken, so darf man ihn nicht dick einsieden. Will man ihn aber eine Zeit lang stehen lassen, so läßt man ihn so lange sieden, bis er etwas stark wird. Wenn er kalt geworden ist, gießt man ihn in ein Faß, und läßt ihn darinnen vergähren [1]; man füllt es deshalb nicht ganz voll, sondern läßt es einige Queerfinger hoch leer. Zur Verbesserung der Farbe kann man etwas Saffran hineinwerfen, und zur Verbesserung des Geschmacks näht man Zimmt, Muscatblüthe, dergleichen Nüsse, Nelken, Ingwer, Cardamomen und Galgant [2] in ein Tuch, und hängt es hinein. Nach der Vergährung läßt man den Meth ein Vierteljahr lang gut verspundet liegen, ehe man in ansticht.
Eine andere umständlichere Bereitungsart ist die, daß man Honig und Wasser auch in demselben Verhältnis abkocht, aber zugleich auch mehrere Ingredienzien mit in den Kessel hängt. In einem Sacke hängt man die schon angeführten Gewürze gröblich gestoßen in den kochenden Kessel, und in einem anderen Sacke zwey Hände voll Hopfen, zwey gute Hände voll Coriander und zwölf Blätter Salbey. Der Coriander wird vorher vier und zwanzig Stunden lang in Weinessig gebeizt und darauf getrocknet. Mit diesen Ingredienzien wird der Meth eine Stunde lang gekocht; hierauf läßt man denselben in hölzernen Gefäßen erkalten, und zieht ihn endlich auf das Faß. Die Gewürzsäcke nimmt man heraus, wenn der Meth noch im Kessel steht, und drückt sie gut aus. Man muß auch etwas mehr Meth sieden, als in das Faß geht, damit man nachfüllen kann. Man läßt ihn wie den Most vergähren. Die Fässer werden, so wie zum Biere, gepicht [3].
Einige nehmen auch nur sechs Theile Wasser auf einen Theil Honig, lassen es bey gelindem Feuer in einem Kessel bis über den dritten Theil einsieden, nähen ein paar Hände voll Hopfen in ein reines Tuch, nebst einem Kiesel, der es zu Boden zieht, und werfen es zur Zeit, wo der Meth siedet, hinein, und lassen es bis zu Ende liegen. Während des Suds wird ebenfalls abgeschäumt. Wenn kein Schaum mehr aufsteigt, füllt man klein zerschnittenen Zimt, Muskatnüsse und dergleichen Blühten, Ingwer, Nelken, Paradieskörner [4], Galgant, Pfeffer und ganzen Safran in ein anderes Säckchen, bindet es zu, legt es in den Kessel, und läßt es eine Viertelstunde mit aufwallen. Nachher füllt man den Meth aus und läßt ihn abkühlen, und zieht ihn in ein Weinfäßchen ab, wirft das Gewürz hinein, und hebt ihn an einem kühlen Orte auf. Nach drei bis vier Tagen ist er trinkbar. Will man den Meth in zugespundeten Tonnen eine Zeitlang in die Erde vergraben, so hat dies den Vortheil, daß er den eigenen Geruch des Honigs und Wachses verliert, und an Stärke und angenehmen Geschmacke dem besten Spanischen und Muskatwein gleichkommt.
Um beym Sieden zu wissen, dass der Meth genug habe, nimmt man ein glühendes Eisen, und steckt es in denselben. Wenn er gahr ist, so kommt es wieder glühend heraus; hat er aber noch nicht genug gesotten, so löscht es darinnen aus.

Von dem gemeinen gelben Honig wird brauner Meth; von dem weißen aber, welcher besonders in Lithauen häufig gefunden wird, und an Lieblichkeit des Geruchs und Geschmacks dem gemeinen vorgezogen wird, wird weisser Meth gebraut.

[1] In den ersten Rezepten wird der Met noch ohne Hefezusatz hergestellt. Da Hefezellen allgegenwärtig sind, fallen auch einige in das offene Faß und bringen die Gärung in Gang. Natürlich erhält man durch Zusatz von Reinzuchthefe bessere Ergebnisse.
[2] Galgant ist die Wurzel eines südostasiatischen Ingwergewürzes, die als Gewürz und Magenmittel verwendet wird.
[3] Pichen heißt kleben, heften, mit Pech überziehen. Ich nehme an, dass hiermit gemeint ist, dass die Verschlussöffnung des Fasses mit Pech überzogen und damit luftdicht verschlossen wird.
[4] Paradieskörner sind Samen eines Ingwergewächses (Zingiberaceae), das in Westafrika beheimatet ist. Im Mittelalter waren Paradieskörner ein sehr häufig verwendetes Gewürz, es wurde aber in der Renaissance vom Pfeffer verdrängt. Heute werden sie nur noch in Nordafrika verwendet.

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