Geschichte der Bienenhaltung

Urzeit

Bienen sind älter als Menschen. Wegen ihrer Ernährungsweise (Honig und Pollen) können Bienen schon in der mittleren Kreide (vor 90 Millionen Jahren) entstanden sein.
Die ersten Honigbienen fand man in 50 Millionen Jahre altem Bernstein aus dem oberen Eozän. Als sich vor 5 Millionen Jahren Menschen entwickelten, waren bereits Honigbienenvölker vorhanden. In der Steinzeit waren die Menschen Sammler und Jäger. Der Honig als begehrte Energie- und die Bienenbrut als Eiweißnahrung wurden durch Ausrauben von Bienenstöcken in Baum- und Felsenhöhlen gewonnen. Auch daß man die Bienen mit Rauch zurücktreiben kann, wurde schon früh erkannt. Das älteste Dokument, eine steinzeitliche, etwa 10 000 Jahre alte Höhlenzeichnung bei Bikorp in Spanien, zeigt "Honigjäger" bei der Arbeit.

Altertum

Als die Menschen zu Ackerbau und Viehzucht übergingen, holten sie auch Bienenvölker in die Nähe ihrer Behausungen. Die älteste Bienenhaltung gab es wahrscheinlich im vorderen Orient. Im 4. Jahrtausend v.Chr. bestand sie auch schon in Ägypten. Als Sinnbild der Baukunst, des Fleißes und der Aufopferung für die Gesamtheit erfreute sich die Biene bereits im Altertum besonderer Wertschätzung. In Brauchtum und Kulthandlungen spielten Bienen und Honig eine besondere Rolle. Es gibt zahlreiche Überlieferungen in Form von Reliefs und Schrifttum auch aus dem alten Indien und dem griechisch-römischen Altertum. Besonders wertvoll ist die "Naturgeschichte" von Aristoteles (384-332 v. Chr.).

Mittelalter

In unserem Raum entwickelte sich im Mittelalter eine Blüte der Bienenhaltung. An Staat und Kirche mußten Honig- und Wachszins abgegeben werden. Die Zunft der in Wäldern auf Bienenbäumen tätigen Zeidler genoß besondere Privilegien. Auf Abbildungen ist der Zeidler als freier Mann, der Waffen tragen durfte, häufig mit Armbrust dargestellt. Während die traditionelle Imkerei im Orient noch heute vor allem Tonröhren als Bienenwohnungen nutzt, wurden die Bienen im europäischen Raum mit Beginn der Hausbienenhaltung in hölzernen Klotzbeuten oder Strohkörben gehalten. Schon die Zeidler oder Beutner nahmen den Bienen nur einen Teil ihrer Vorräte weg. Mit dem Ausschneiden von Waben veranlaßten sie die Bienen zur Verjüngung des Wabenbaues.

Neuzeit

Waren die Bienenvölker bisher in Beuten mit Stabilbau (fest eingebauten Waben) untergebracht, so wurde im 19. Jahrhundert das Rähmchen und damit die herausnehmbare Wabe (Mobilbau) entwickelt. Viele Entdeckungen und Weiterentwicklungen fallen in diese Zeit. Die Erfindung der Honigschleuder ließ es zu, daß die Waben nach der Honiggewinnung wiederverwendet werden konnten. Ein technischer Fortschritt war auch die Erfindung der Mittelwandpresse.

Im deutschsprachigen Gebiet wurde aus stehenden Klotzbeuten die Hinterbehandlungsbeute entwickelt. In anderen Gebieten entstanden aus liegenden Klotzbeuten trogförmige Oberbehandlungsbeuten. Als einfachste und rationellste Bienenwohnung wurde aus einem mehrteiligen, erweiterungsfähigen Strohmagazin die aus Holz gefertigte Magazinbeute entwickelt. Dieser Beutentyp ist heute weltweit verbreitet. In Amerika und Australien, wohin die Bienen erst im 18. Jahrhundert mit den Auswanderern gekommen sind, entwickelte sich von vornherein die Magazinimkerei.

Diese Zeit ist auch reich an wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zu den bedeutendsten gehört die Entdeckung der Parthenogenese. Die schon im 18. Jahrhundert beobachtete Rolle der Bienen bei der Blütenbestäubung wurde allerdings erst spät anerkannt und rückte die Imkerei als Zweig der Landwirtschaft und Ökologiefaktor in ein neues Licht. Hinzu kamen zahlreiche Erkenntnisse und moderne Technologien auf dem Gebiet der Paarungsbiologie, Züchtung und Vermehrung einschließlich der künstlichen Besamung. Als junger Zweig der Medizin befaßt sich die Apitherapie mit der Erforschung der Wirkungsweise von Honig, Wachs, Pollen, Bienengift, Propolis und Weiselfuttersaft.

Die neuen Erkenntnisse erforderten auch deren Verallgemeinerung. So entstanden im 19. Jahrhundert die ersten Imkerorganisationen. 1880 wurde der "Deutsche bienenwirtschaftliche Zentralverein" gegründet, aus dem 1907 der ganz Deutschland umfassende "Deutsche Imkerbund e.V." hervorging.
 
DIE GESCHICHTE
der HONIGBIENE, BIENENHALTUNG, ZEIDLEREI und BIENENZUCHT
vor 50 Milionen Jahren Biene im Bernstein.
etwa 12.000 v. Chr. Beginn der systematischen Honiggewinnung von Waldbienen.
Felsbild aus den Cuevas de Araña bei Bicorp, Valencia
7.000 v. Chr. Erste Anfänge der systematischen Bienenhaltung in den Dorfkulturen Zentralanatoliens.
4.000 v. Chr. Hochentwickelte Bienenhaltung in Ägypten.
3.000 v. Chr. Neben der Papyrusstaude ist die Biene Herrschaftszeichen der Pharaonen des Königreiches Unterägypten.
700 v. Chr. Erste Bienenkörbe aus geflochtenem Stroh in Griechenland.
620 v. Chr. Solon erläßt erste Bienengesetze in Griechenland.
100 n. Chr. Die Biene wird vom römischen Kirchenvater Ambrosius als Symbol auf Abbildungen seiner Person benutzt.
654 n. Chr. Gesetze der Westgoten regeln Waldbienenfang, Erdbienenzucht, Haftpflicht bei Schaden durch Bienen sowie Strafen für Bienendiebstahl.
800 n. Chr. KarI der Große erläßt Verordnungen über die Bienenzucht und führt auf seinen Krongütern die Korbimkerei ein.
1000 - 1600 n. Chr. Im Mittelalter verbreitet sich unter Führung der Klöster die Hausbienenzucht und gelangt zu hoher Blüte.
1600 n. Chr. Rückgang der Imkerei in Europa, da durch den Überseehandel der Zucker billiger, durch Hopfenanbau und Bierbrauerei der Metverbrauch geringer wird.
ab 1660 n. Chr. Entstehung einer umfangreichen Bienenliteratur.
 
Wichtige Stationen der deutschen Imkerei
um 800 Karl der Große verordnete allen Meierhöfen (Musterhöfe des Reiches), als Teil der Ökonomie den Unterhalt einer Imkerei zielstrebig zu betreiben. Er erließ Gesetze zum Schutz der Imkerei und legte somit den Grundstein für die Entwicklung des Berufsimkertums, der Zeidlerei.
bis zum 16.Jhdt. Die Zunft der "Zeidler" hielt ihre Bienenvölker in Wäldern. Durch das Aushöhlen von Bäumen durften die Zeidler künstliche Bienennistplätze anlegen und einen Teil der Honigwaben ausschneiden ("zeideln"). Honig, Wachs und Met waren im Mittelalter sehr wichtige Handelsartikel.
18.Jhdt. Gründung der ersten deutschen Imkervereinigungen (1768 gründung der "Fränkischen Bienengesellschaft"
1811 Christian-Konrad Sprengel (1750-1816) beschreibt in "Die Nützlichkeit der Biene und die Notwendigkeit der Bienenzucht, von einer neuen Seite dargestellt" die Grundlage der Blütenökologie.
5.-9.Sept. 1850 Gründung des "Deutschen bienenwirtschaftlichen Zentralvereins"
10.-11.Sept. 1850 Gründung der "Wanderversammlung der deutschen Bienenwirte" in Arnstadt/Thüringen (1866 in "Wanderversammlung deutscher und österreichisch-ungarischer Bienenwirte")
2.-8.Aug. 1907 Gründung des "Deutschen Imkerbundes" auf der großen Imkertagung in Frankfurt a.M.
1923 Karl von Frisch ("Die Bienensprache kennt kein Geschwätz") entdeckt die "Sprache" der Bienen: Verständigung der Bienen durch gegenseitige Körperbewegungen beim Rund- und Schwänzeltanz. 1973 erhält Frisch zusammen mit den Verhaltensforschern Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen den Nobelpreis für Medizin.
1925 Anzahl der Imker: 105.000; Anzahl der Bienenvölker: 1.550.882
  Einführung des "Einheitsglases" des Deutschen Imkerbundes unter dem Präsidenten Detlef Breitholz.
4./5.Aug 1934 Einfügung der Imker in den "Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter, Reichsfachgruppe Imker"
1949 Neugründung des Deutschen Imkerbundes
1990 Vereinigung mit den Imkern der neuen Bundesländer während der Vertreterversammlung des Deutschen Imkerbundes e.V. in Neuhaus/Solling
6.Dez. 1991 Einweihung "Haus des Imkers" mit der Geschäftsstelle des Deutschen Imkerbundes e.V. und der Honiguntersuchungsstelle in 53343 Wachtberg, Villiper Hauptstr. 3
31.Dez. 1993 Anzahl der Imker: 94.476; Anzahl der Bienenvölker: 1.007.067